Doch die Bohne!

Naja, sie sehen ein wenig unansehnlich aus, diese aufgeplusterten graugrünen Schoten mit den dunklen Stellen. Deswegen lassen sie manche SoLawistas auch im Depot liegen.

Vielleicht auch, weil sie nicht recht wissen, was sie damit anfangen sollen. Yen hat uns das in der vergangenen Woche beim freitäglichen Schnibbeln und Brutzeln auf offener Straße – Altonas Kochkulturen lautet die globale Überschrift – vorgemacht. Und die aus ihren innen pelzigen dicken Schoten gepuhlten hellen Kerne landeten mit den vorm Bunker geernteten Buschbohnen in einer extrem delikaten vietnamesischen Gemüsepfanne.

Geht auch norddeutsch: für vier Leute ein Kilo Dicke Bohnen aus der Hülse lösen und in Salzwasser zugedeckt 20 bis 25 Minuten garen; ein Pfund junge Möhrchen in 1 cm dicke Scheiben schneiden, eine mittelgroße Zwiebel pellen und würfeln und die Würfel in Fett glasig dünsten; die Möhren darin wenden, mit Salz, Pfeffer und Zucker abschmecken, mit wenig Wasser begießen und bei milder Hitze zehn Minuten garen; mit den Bohnenkernen mischen und mit gehackter Petersilie bestreut servieren. Sowas von saisonal und regional.

Ihr könnt auch eineinhalb Kilo Dicke Bohnen aus der Hülse lösen und mit ganz viel Bohnenkraut in Brühe zugedeckt 20 bis 25 Minuten garen; 20 g Mehl in Fett anschwitzen, mit ¼ Liter Kochsud und ¼ Liter Milch unter Rühren ablöschen, mit Salz und Pfeffer würzen, zehn Minuten leise kochen lassen; die Bohnenkerne abtropfen lassen, in die Bechamelsauce geben und mit einem Bund gehackter glatter Petersilie vermengen. Dazu passen mehlige Kartoffeln und für Fleischesser Bio-Koteletts aus der Region.

Auf Latein heißt die Dicke Bohne Vicia faba und sie stellte schon in prähistorischer Zeit rings ums Mittelmeer ein Grundnahrungsmittel der armen Bevölkerung dar. Die griechischen und römischen Aristokraten lehnten sie ab, weil sie angeblich zu Geistesgestörtheit führten.

Schon damals verbreiteten sich pseudowissenschaftliche Meldungen in bestimmten Blasen recht flott. Eine Gefahr droht von Vicia faba nicht. Ältere Kerne könnt ihr nach dem Kochen aus der weißen Haut schnippen, dann kommen leuchtend grüne, zarte, kleine, feine, leckere Dinger zum Vorschein, die ihr einfach nur in etwas Fett (Sahne oder Butter o.a.) schwenken und pur genießen könnt.

Büschen Botanik dazu? Minustemperaturen braucht Vicia faba zur Entwicklung. Botaniker:innen nennen es Vernalisationsreiz – stammt vom lateinischen Wort „vernalis“ für Frühling, wenn eine längere Kälteperiode die Bildung von Trieben und Blüten anregt. Zudem ist das Saatgut aufgrund seines sehr niedrigen Wassergehaltes resistent gegen Frost und keimt bei Bodentemperaturen von zwei bis drei Grad. Die Aussaat kann bei offenem, frostfreiem Boden bereits im Februar stattfinden.

So und nun der Werbeblock: Weiterlesen könnt ihr in den Rezepten zum Weltverbessern aus dem KulturEnergieBunkerAltonaProjekt, „Kraut & Rüben aus der Nachbarschaft“, von zeitloser Schönheit und bei KEBAP erhältlich



1 Kommentar zu „Doch die Bohne!“

  1. Sehr informativ, dieser Bohnenbericht, vielen Dank! Wir machen bisher auch Salat daraus, mit Essig und Öl. Und die Schale (nicht die wattige äußere!) haben wir bisher auch immer mitgegessen 🙂

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