Gemüse und noch viel mehr von Vera

Willkommen, ihr neuen SoLawistas! Als Alte heiße ich besonders die Jüngsten willkommen und bitte die Eltern, das weiterzugeben: Liebe Kinder: vielleicht möchtet ihr mehr darüber lernen, wie und wo in eurer Stadt Gemüse wächst? Dann seid ihr herzlich willkommen bei der Kindergruppe beim KulturEnergieBunkerAltona (KEBAP-Depot, Schomburgstraße 6 – 8), jeden Donnerstag ab 15 Uhr. Ihr könnt auch gerne mit oder ohne eure/n Eltern – wir passen auf alle Wesen auf „wie die Gärtner*innen“ – samstags ab 15 Uhr vorbeikommen. Das hat Hanno am vergangenen Wochenende gemacht. Er ist ins Beet 23 gestiegen (dafür sind seine Mutter und ich viel zu schwer und groß) und hat Dicke Bohnen gesetzt. Nun sind wir gespannt. Und gucken regelmäßig nach.

Außerdem möchte ich die Kinder darauf aufmerksam machen, dass wir freitags, wenn das Gemüse vom SoLawi-Hof in den Vierlanden in Altona angekommen ist (so ab 15 Uhr/gegen 18 Uhr gibts was Waremes zu essen für alle, die da sind) vorm Bunker draußen auf offenem Feuer kochen. Vorher muss es geschnibbelt werden, aber das lernen Kinder schnell.

In der vergangenen Woche haben wir etwas gekocht, das nicht nur den Alten schmeckt (Kinder haben übrigens mehr Geschmack, genauer Geschmacksknospen, deswegen ist ihnen vieles, was wir lecker finden, ziemlich zuwider): Wurzelpüreesuppe. Langes schwieriges Wort. Fangen mal vorne an: In Norddeutschland haben die Leute früher, als ich klein war, zu Möhren bzw. Karotten Wurzeln gesagt. Und das stimmt ja auch, es sind ja Wurzeln. Vielleicht habt ihr ja schon mal das grüne Ende oben gesehen, das ist das, was in unseren Hochbeeten und bei der SoLawi 4Lande aus der Erde sprießt. Püree ist zu Brei zermustes Gemüse, kennt ihr vielleicht noh von ganz früher. Das Suppenrezept ist sehr alt. Es kommt aus dem Kochbuch „Norddeutsche Küche“. In dem stehen mehr als 200 manchmal sehr alte Originalrezepte aus verschiedenen Gegenden zwischen Nord- und Ostsee. Und zwar nach Monaten geordnet. Also können wir danach mit dem Gemüse aus Hamburg, das wir gerade haben (gelagert oder frisch geerntet) rund ums Jahr kochen. Das nennt man und frau radikal regional und saisonal. Nun zurück zu den Wurzeln. Wir hatten auch noch Pastinaken (Bild: Pastinaca sativa, 1 Bild), die mögen Kinder oft besonders gern. Sie sind nämlich von Natur aus süß.

Der Pastinak (Pastinaca sativa, 1 Bild) gehört zur gleichen Pflanzenfamilie wie die Möhren, enthält aber viermal soviel Vitamin C und Eiweiß und viel weniger Nitrat, und wird oft im Winter geerntet. Wir hatten unsere Pastinaken aus dem Lebensmittelretterschrank beim Bunker.

Und dann haben wir noch eine dicke Steckrübe (Brassica napus subsp. Rapifera, 2 Bilder: eine traditionelle irische Halloween-Laterne aus einer Steckrübe, frühes 20. Jahrhundert, Von Rannpháirtí anaithnid in der Wikipedia auf Englisch, CC BY-SA 3.0) in Stücke geschnitten und ein wenig Porree (Allium porrum, 1 Bild) manche sagen auch Lauch, beides aus unserer SoLawi. Püriert haben wir nicht. Aber Arnie sagt, unser Eintopf wäre „himmlisch“ gewesen, und ihre Eltern hätten noch ein wenig Stärkemehl ins Wasser gerührt, um ihn anzudicken. Gewürzt haben wir mit Bohnenkraut aus dem Bunkergarten.

Diese Bohnenkräuter (Satureja, 1 Bild), in alten Rezepten Saturei genannt, sind ein ganz tolles Gewürz! Es sind zweijährige oder ausdauernde Pflanzen oder Sträucher, von denen wir auch im Winter ernten können. Es gibt das Sommer- oder Gartenbohnenkraut (Satureja hortensis) und das Winter- oder Bergbohnenkraut. Die aromatischen Blättchen schmecken feingehackt nicht nur zu Bohnen sehr lecker, auch zu Kartoffeln, Eiern, Salaten und Eintöpfen.

Mehr haben wir in unseren großen Topf nicht reingetan. Na ja, noch ein wenig Salz. Wenn die Zutaten super sind, müssen wir viel hinzufügen. Und das ist gut so. Und auch nachhaltig sowie gesund und lecker. Wenn wir freitags kochen und es bleibt was übrig, können die Familien und anderen Abholer*innen beim Bunker sich an den Resten bedienen. Bitte bringt dafür gerne Schraubdeckelgläser mit.

Auch für die Steckrüben möchte ich euch noch norddeutsche, überwiegend vegane und kindertaugliche Rezepte zuflüstern. Denn sie sind nicht nur für deftige Eintöpfe gut. Metta Frank und Marieluise Schultze, die für ihr 2006 erschienenes Kochbuch „Norddeutsche Küche“ ein Jahr lang in fremde Töpfe zwischen Ostfriesland und Mecklenburg-Vorpommern gegucktprobiert, was norddeutsche Hausmänner und -frauen nach alten Rezepten kochen, und auch in uralten, vergilbten Kochbüchern geblättert haben, erzählen über dieses Wintergemüse, dass es in Ostholstein zur kalten Jahreszeit zu jedem richtigen, „feinen“ Festessen gehört. Für solche auf ostholsteinische Art gestobten/gestovten Steckrüben müsst ihr sie in ganz kleine Würfelchen schneiden und in einer hellen Mehlschwitze (manche sagen zu dieser Butter-Mehl-Sauce auch Béchamelsauce) ganz langsam garen. Apropos: Wurzeln und Rüben aller Art nicht in Wasser, sondern in Fett bei kleiner Hitze langsam zu garen, ist auf jeden Fall viel leckerer, als sie in Wasser zu kochen!

In Pommern essen die Leute seit alters her (mit und ohne Gänsekeule, die meisten Menschen hatten ja früher nur ganz selten Fleisch auf dem Tisch) karamelisierte Steckrüben. Das geht nur mit Zucker. Ihr könnt ja eure Eltern zu Rohrohrzucker aus Fair Trade und Bioanbau oder norddeutschem Rübenzucker, natürlich ebenfalls bio und am besten lose (z.B. aus der Food Coop) überreden:). Ihr bürstet die Erde von den Steckrüben – dafür gibt es extra Gemüsebürsten und die sind gut, weil ihr dann nicht Schälen müsst – schneidet sie zuerst in Scheiben, dann in 5 cm lange Stifte. Für 1,5 kg Rüben lasst ihr etwa 60 g Zucker in einem schweren Topf ohne Umrühren schmelzen und dann unter Rühren goldbraun karamelisieren, gebt eure frisch abgespülten Rübenstifte tropfnass dazu und wendet sie gut im Karamel. Dann gebt ihr 100 g Fett dazu, würzt mit Salz und Pfeffer und dünstet das Gemüse zugedeckt bei milder Hitze eine Viertelstunde. Dabei schwenkt ihr den Topf häufig und gebt – nur wenn unbedingt nötig – ein wenig Wasser zu. Ihr putzt zwei Bund Frühlingszwiebeln und schneidet sie in 5 cm lange Stücke, bewahrt das dunkle Grün für ein anderes Essen auf, gebt die weißen Stücke zu den Steckrüben und dünstet sie fünf Minuten mit. Vorm Servieren streut ihr zwei Esslöffel Sonnenblumenkerne drüber. Eure Eltern werden Bauklötze staunen!

Und wenn es ein feines Steckrübensüppchen sein soll, geht das so: Für 4 – 6 Menschen schneidet ihr 750 g Steckrüben in Scheiben und kocht sie in Brühe (Biobrühe aus dem Glas) weich. Dann braucht ihr einen Pürierstab und eventuell Hilfe:) Ihr must nun die Steckrüben, wenn esnicht vegan sein soll, tut ihr 250 g Schmand (saure Sahne) dazu, würzt mit Salz und Pfeffer, lasst das Ganze aufkochen. Und wenn es nicht vegan sein soll, könnt ihr jetzt noch 30 g kalte Butter mit dem Pürierstab untermixen. Superlecker schmeckt dazu ein Bund gehackter Dill, getrockneter geht auch. Und für die Fischesser*innen: an der Küste haben sie früher Schillerlocken in dünne Scheiben geschnitten, in vorgewärmte Suppentassen gegeben, dann mit der heißen Steckrübensuppe begossen und das Ganze sofort mit frisch gehacktem Dill serviert.

Achtung: Schillerlocke geht gar nicht mehr. Das sind nämlich die Bauchlappen vom Dornhai (Squalus acanthias) und der ist durch Überfischung bedroht. Fragt eure Eltern, wehrt euch. Weil die Erwachsenen sich nicht über einen anständigen Umgang mit den Meeren und den Tieren darin einigen können, drohen manche Fische auszusterben. Da hilft es nicht, nur auf das Essen von Schillerlocken zu verzichten.

Wir müssen auch anders aktiv werden. Und schon sind wir bei Mut, Fantasie und Visionen, euren inneren Bildern von einer besseren Zukunft für euch, für alle Pflanzen, Tiere und Menschen. Darüber, wie unsere SoLawi dazu beitragen kann, machen wir Erwachsene uns gerade Gedanken. Und ihr Kinder, die mitreden wollt, seid herzlich willkommen zu unserem geplanten Visions-Workshop für die Solidarische Landwirtschaft im Allgemeinen und in Hamburg. Das nächste Vorbereitungstreffen findet am Donnerstag, den 16. März von 18 – 20 Uhr in der Bergedorfer Schlossstraße 33 im Institut Berensis statt. Lasst uns mit Mut und Fantasie die Welt verändern!

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