Neues vom Acker

Liebe Solawistas,

unser Betrieb gibt sich die Vorgabe, unseren Verein das ganze Jahr über mit Gemüse zu versorgen. Dem nicht nachkommen zu können, fällt uns Gärtner-innen sehr schwer. Leider werden wir wie letztes Jahr Lieferpausen festlegen müssen.

Die harten Zahlen zuerst:

Ab Kalenderwoche 10 wird 14 Tägig geliefert. Das bedeutet in den Kalenderwochen: 11, 13, 15, 17, 19, 21 findet keine Lieferung statt. Wie schnell es danach wieder weiter geht, hängt in erster Linie von den Witterungsverhältnissen ab.

Die Ursachen, die zu unseren Lieferpausen führen, sind vielfältig. Der Großteil trifft alle Betriebe, die Lebensmittel produzieren.Diese Ursachen ergeben sich durch die Veränderung des Klimas.

Schauen wir uns die letzten Zwei Jahre an:

2021 gab es viel, oft auch heftigen Niederschlag. Das Jahr war insgesamt betrachtet kalt. Das hat Folgen.

Unser Toniger Acker ist etwas, das man einen Minutenboden nennt. Die Bezeichnung betont, dass das Zeitfenster, in dem er mit Maschinen gut bearbeitet werden kann, sehr klein (zugespitzt nur Minutenlang) ist. Im Nassen Jahr 2021 konnten wir also erst sehr spät und nur schlecht als recht den Boden bearbeiten.

Ein weiterer „Nachteil“ unseres hohen Tonanteils ist, dass sich der Boden nur langsam erwärmt. Ein warmer Boden ist aber Grundlage für eine gute Pflanzenentwicklung.

Ok.. Nun haben wir also einen kalten, nassen und Sauerstoffarmen Boden. Als Grundlage schon einmal nicht so gut. Aber das Wetter hat nicht nur Auswirkungen auf den Boden und die Pflanzen. Auch alle anderen Lebewesen tun sich leichter oder schwerer, je nach Witterung. Auch die Schädlinge. Und jedes Wetter hat seinen Gewinner. 2021 war dies die Schnecke. Die Pflanzen, die wir für die Lagerung anbauen, stehen Lange auf dem Acker. Bereits im Frühjahr wird der Grundstein für die Ernte im Herbst gelegt. Und ein großer Teil dieses Grundsteins wurde von Schnecken dahingerafft. Bevor wir adäquat auf den Schädling reagieren konnten, war viel der Pflanzungen verloren. Und bitte vergesst nicht das die Mittel, die wir einsetzen, um Schädlinge im Griff zu behalten, nicht von heute auf morgen ihre Wirkung entfalten.

Gut.. wie haben wir also auf dieses Schockjahr reagiert? Zum einen ist unser Auge nun sehr sensibel für alles, was schneckig ist, zum anderen haben wir aber unsere Anbauweise angepasst. Wir haben uns für Dämme entschieden. Ein Damm hat mehrere Vorteile, die den Problemen aus 2021 entgegen wirken. Durch seine Größere Oberfläche erwärmt er sich schneller, gleichzeitig wird der Wasserhaushalt verbessert und damit steigt auch der Sauerstoffgehalt im Damm. Prima! Probleme gelöst!

Aber: 2022.

Letztes Jahr hat kühl und Nass begonnen. Ihr erinnert euch, dass das als Startbedingung nicht ideal ist. Wie es weiter ging, zeigt aber einmal mehr das Wetterextreme zunehmen. Es war Trocken, sehr Trocken. Und auch hier gibt es unter den Schädlingen Gewinner. In diesem Fall sind es die Käfer. Haupt Akteur war für uns der Erdfloh. Ein Winziger Kerl, der in Scharen von Tausenden Exemplaren bevorzugt die kleinen Kohlpflanzen frisst und damit auch Pflanzen, die wir im Winter an euch verteilt hätten.

Was macht man gegen Trockenheit? Man beregnet! Doch ist es bei uns so windig, dass wir nur in den frühen morgen und späten Abendstunden beregnen können. Und da unser Acker so groß ist, können wir auch nicht alles auf einmal abdecken. Wir konnten also die Trockenheit nur ab dämpfen nicht komplett das fehlende Wasser ersetzen. Aus diesem Grund haben wir weniger und auch kleinere Pflanzen geerntet.

Die Art und Weise, wie unser Verein und unser Betrieb aufgebaut sind, erlaubt es nicht einfach, immer weiter zu wachsen, um fehlende Erträge auszugleichen. Oder Intensiver und Bodenzehrender zu arbeiten. Wir können auch nicht wie manche Biokisten Betriebe das fehlende Gemüse einfach zukaufen.

Was wir tun können: Unseren Boden so behandeln das er extreme Witterungen besser ausgleichen kann. Dies geschieht hauptsächlich über die Steigerung des Humus-Anteils. Ein Prozess der sehr langsam von statten geht. Wir sprechen hier von Jahrzehnten die es braucht, um den Humusgehalt einige Prozent anzuheben. Leider geht der gegenläufige Prozess des Humusabbaus bei Falscher Bearbeitung sehr viel schneller. Wir versuchen hier gegen zuhalten und mit Unserer Arbeitsweise möglichst Klima und bodenschonend zu wirken.

Ein kleinbäuerlicher Betrieb wie der unsere, den wir nach ökologischen Gesichtspunkten zukunftsfähig und nach bestem Wissen und Gewissen bewirtschaften kann in der Welt, in der wir nun mal leben, nur durch uns alle, unseren Verein und unsere Solidarität existieren.

Ich finde das grandios! Vielen Dank!

Vielleicht bis bald auf dem Acker oder auf einer Beiratssitzung!

Jakob

5 Kommentare zu „Neues vom Acker“

  1. Moin Jakob
    Vielen Dank für deine Erklärung auch wenn sie etwas deprimierend ist. Als Laie habe ich sehr gut verstanden, wo die Gründe liegen. Hoffentlich richten die Klima Veränderungen dieses Jahr, auf dem Acker, nicht noch mehr Schaden an. Vielen Dank für Eure Arbeit, für uns auf dem Acker.
    Mit Solidarität wird es für SoLawi weiter gehen.
    Gruß Rainer

  2. Danke lieber Jakob und auch dem So Lawi Team
    für die Erklärung, euren Einsatz, dem leckeren und gesunden Gemüse und den Mut den ihr macht.

    Bitte weiter so – ich denke und hoffe wir alle können damit leben ein paar „Aussetzwochen“ zu verkraften, zum einem mit der Erklärung und dem Ausblick auf den Boden. Und zum anderen mit den Blick auf schlimmere Not auf dieser Welt, so relativiert sich doch so einiges…

    DANKE

    Herzlichst

    André

  3. Lieber Jakob,
    vielen Dank für deine Erklärung und den gewonnenen Einblick, welchen Herausforderungen Ihr im SoLawi-Team immer wieder aufs Neue gegenüber steht. Und das habt Ihr trotz der extremen Witterungsverhältnisse -wie ich finde- gut gemeistert.
    Vielen Dank für Eure Arbeit.
    Beste Grüße
    Gabriele

  4. Danke für die Erklärung. Meine Frage als Laie ist, ob ihr auch Ideen für eine effektivere Bewässerung in Trockenphasen, z.B. in Schlauchsystemen entwickelt, um auf den Klimawandel zu reagieren? VG Susanne

  5. Ja, Danke für deinen Bericht, Jakob. Oh man, das ist aber schon frustrierend zu lesen. Ihr steckt da so viel Arbeit rein…! Es kommt mir vor wie der Kampf von David gegen die Windmühlen. Ich kann mir vorstellen, dass ihr Gärtnys nicht glücklich seid.. und von uns Solawistas wird viel Solidarität gefordert. Das ist der wahre Preis für das Gemüse, den wir jetzt zu spüren bekommen. Alles wird teurer. Ich möchte aber trotzdem lieber regional und bioverträglich angebautes Gemüse essen, als Winterpaprika u.a. aus Almerias giftigen Folientunneln!
    Gibt’s irgendwo besseren Boden, wäre ein Umzug der Solawi denkbar? Wahrscheinlich nicht.
    Könnte man die Humusschicht mit Mist effektiver aufbauen? Wir sind ja keine vegane Solawi.
    Sind nur so Ideen von mir…
    Wir sehen und hören uns am 3.2. zur Bietrunde! Ich habe das Gefühl, der Termin müsste nochmal veröffentlicht werden…
    Herzliche Grüße, Birte

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